Das Kapital

LOT-Theater, Kaffeetwete 4a, 38100 Braunschweig

*** Konzertbeginn im LOT-Theater ist künftig bereits um 19:00 Uhr ***

Daniel Erdmann, Tenorsaxophon
Hasse Poulsen, Gitarre
Edward Perraud, Schlagzeug

Beitragsbild„Das Kapital“ präsentiert bei uns die Musik seines aktuellen Projekts „Vive la France“- und das sehr eigenwillig: Wann haben Sie zum letzten Mal „La mer“ oder „Ne me quitte pas“ gehört? Patrick Hernandez’ Disco-Knaller „Born To Be Alive“ oder „Comme d’habitude“, die französische Vorlage zu Sinatras Ego-Hymne „My Way“? Die erste „Gymnopedie“ von Impressionismus-Ikone Satie oder Stücke aus Renaissance und Barock, etwa von Lully? Egal, wie lange es her sein mag, so wie hier waren diese „Hits“ aus rund 430 Jahren Musikgeschichte noch nie zu erleben. Das Kapital, weithin gefeiert als versiertes Jazztrio mit charakteristischem Ausdruck, transzendiert die höchst unterschiedlichen Vorlagen in seinen eigenen Kosmos. Mit hintersinnigem Witz schneidert die Band den Stücken ein hinreißend neues Klanggewand, das ursprüngliche Genrezugehörigkeiten vergessen lässt oder gar absichtsvoll konterkariert. Etwa wenn das ehemals hedonistische „Born To Be Alive“ unvermittelt Blues-Züge annimmt oder „Vertigo“, 1746 von Joseph-Nicolas-Pancrace Royer geschrieben, plötzlich zu rattern beginnt wie eine Punkjazz-Parodie.

Bekannt wurde die 2002 gegründete pan-europäische Band der Individualisten mit eigenwilligen Eisler-Interpretationen. Auf zwei Alben transferierten Erdmann, Poulsen und Perraud 2009 und 2011 Songs des legendären Komponisten Hanns Eisler ins Jazz-Idiom. Für ihren ironischen Biss auf „Ballads & Barriades“ wurde die Band mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Auch bei ihren folgenden Studio-Produktionen, zuletzt Ende 2015 „Kind Of Red“ mit durchweg eigenen Kompositionen, ließen die meinungsfreudigen, vielfach preisgekrönten Virtuosen ihre politische Haltung durchschimmern. Natürlich beziehen sie sich dabei auch auf Traditionslinien des freien Jazz. Man denke nur an jene Musiker in den Vereinigten Staaten, die einst der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung nahe standen. Oder an die europäische Freejazz-Bewegung der späten Sechziger.

Inhaltlich erweist „Das Kapital“ nun der populären Musik seiner ersten respektive zweiten Heimat Referenz. Edward Perraud wurde in Nantes geboren, der in Wolfsburg geborene Berliner Daniel Erdmann ist schon länger überwiegend in Reims ansässig und der Däne Hasse Poulson lebt, nach Boston und Kopenhagen, seit Jahren in Paris. „Der Titel der Platte ist natürlich ironisch gemeint. Es ist doch total absurd, dass Nationalisten jetzt an vielen Orten wieder stärker werden“, sagt Daniel Erdmann. „Manche der Stücke, die wir eingespielt haben, mögen zum nationalen Kulturgut Frankreichs gehören, aber sie sind sicher kein Soundtrack zu Patriotismus.“

Ein zentrales Element der Musik von „Das Kapital“ ist Sound. Erdmanns Tenorsaxophon fesselt durch sein warmes, tiefgründiges Timbre, eine latente, eruptive Energie und pointiert angerauten Ausdruck. Perraud weiß dank klassischer Schlagwerkausbildung, wie man neben rhythmischen auch klingende Akzente setzt. Poulsen spielt filigrane, gezupfte Motive auf der akustischen Gitarre, streicht flirrende Töne mit dem Geigenbogen, entlockt der E-Gitarre harsche Riffs oder greift zur Mandoline. Das Trio kennt keine Tabus, wechselt von melodischen zu abstrakten Passagen, vereint Stilmittel unterschiedlicher Genres. Was aber am wichtigsten ist: alle hören einander zu, gehen auf Ideen der anderen ein. So entsteht eine wunderbare Transparenz und gleichzeitig seltene atmosphärische Dichte, die live (in ausgedehnteren Improvisationen) umso spektakulärer wirken kann.

» Weitere Informationen

Karten:
Musikalien Bartels, Braunschweig, Wilhelmstraße 89, Tel.: 05 31 / 12 57 12
Konzertkasse Braunschweig,
  Schloss-Arkaden & Medienhaus Braunschweiger Zeitung, Tel.: 05 31 / 1 66 06
• Online über eventim
• Abendkasse

Eintritt: Abendkasse 25 € / 22 € (ermäßigt) / 10 € (Schüler*innen & Studierende)

Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturinstitut der Stadt Braunschweig

Bildrechte Das Kapital: Das Kapital