Interview mit David Helbock

Keine Angst vor großen Klassikern

David Helbocks „Random/Control“ interpretiert Jazz-Piano-Hits neu

Das österreichische Jazztrio „Random/Control“ des Pianisten David Helbock kennt keine Berührungsängste. Volksmusik, Latin, Bebop – alles kann ins Jazz-Idiom überführt werden. Bei ihrem Auftritt am 22. September 2018 im Roten Saal in Braunschweig geht es diesmal multiinstrumental um Jazz-Piano-Klassiker. Klaus Gohlke mailte mit dem Bandleader über seine Bearbeitung von Standards.

Das Konzert ist „Tour d’Horizon „ überschrieben? Was ist damit gemeint?

Es geht um einen Überblick über meinen musikalischen Horizont. So habe ich Kompositionen von jenen Jazzpianisten und Jazzpianistinnen, die mich bis jetzt am meisten geprägt haben, genommen und für diese ganz spezielle Besetzung arrangiert.

Die Jazzfreunde könnten denken oder argwöhnen, dass ihr da einfach nur ein paar Greatest Hits covert. Warum soll man sich diese Klassiker von euch anhören, statt dem Original zu lauschen?

Diese Band „Random/Control“ gibt es mittlerweile seit über 10 Jahren und wir haben in den letzten Jahren einen ganz eigenständigen Bandsound entwickelt. Es ist zwar ein Trio, aber Andreas Broger spielt alle möglichen Holzblasinstrumente von diversen Saxophonen und Klarinetten bis hin zu Flöten und Johannes Bär ist ebenso ein Multiinstrumentalist auf Blechblasinstrumenten vom Alphorn bis hin zur Trompete oder zum Sousaphon. Dadurch sind aber auch für mich als Arrangeur fast unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten denkbar und es entsteht ein ganz eigener Bandsound. Meiner Meinung nach ist dieser Bandsound so was Einzigartiges, dass es fast egal ist, was wir als Ausgangsmaterial nehmen.
Aber schlussendlich klingt es immer nach dieser Band, nach Random/Control.

„Sentimental Mood“ von Ellington, „Watermelon Man“ von Hancock, „My Song“ von Jarrett – hattest du nicht Angst oder Bedenken, dich an solche Klassiker ran zu wagen?

Natürlich hatte ich Bedenken. Mit einem „normalen“ Klaviertrio hätte ich das nie gemacht. Aber mit dieser speziellen Band ist es meiner Meinung nach möglich, auch diese Klassiker, die schon viel zu oft gespielt wurden, von einer neuen Seite zu präsentieren. Ich denke sogar, dass es fürs Publikum sehr spannend ist, alte und bekannte Melodien in so einer neuen und spannenden Besetzung wieder zu entdecken. Auch habe ich als Arrangeur versucht, die Essenz der Stücke zu bewahren, aber doch einen sehr eigenen Weg zu finden, sie zu interpretieren und das fiel mir mit den vielen Kombinationsmöglichkeiten von unterschiedlichen Instrumenten sehr leicht.

Wenn ich eure Instrumentensammlung ansehe, die während des Konzertes zum Einsatz kommt, habe ich den Eindruck, dass das nicht immer sehr ernst zugeht. Täuscht das? Wenn nicht, warum ist dir das wichtig, dem Jazz Humor einzupflanzen?

Es ist sicher wichtig, dass ich bzw. wir auf der Bühne Spaß haben. Sonst könnte ich nicht über 100 Konzerte mit dieser Band spielen. Es ist aber keinesfalls reiner Witz oder Akrobatik, nur um viele Instrumente einzusetzen, sondern das sollte auch musikalisch natürlich Sinn machen. Mir gefällt das Wort „Spielfreude“ besser als Humor. Und ja, es ist mir wichtig, dass wir uns auch gegenseitig immer wieder überraschen, jemand auch mal ein anderes Instrument in die Hand nimmt, als an dieser Stelle ausgemacht und die anderen zwei dadurch wieder darauf reagieren müssen und so jeden Abend doch etwas Neues entsteht.