David Helbock’s Random/Control

Roter Saal im Schloss, Schlossplatz 1, 38100 Braunschweig

David Helbock – Piano, Inside Piano, Electronics, Toypiano, Melodika, Percussion
Johannes Bär – Trompete, Piccolotrompete, Flügelhorn, Sousaphone, Tuba, Alphorn, Beatbox, Didgeridoo, Electronics, Perkussion
Andreas Broger – Sopransaxophon, Tenorsaxophon, Klarinette, Bassklarinette, Flöten, Flügelhorn, Perkussion

BeitragsbildMehr als zwei Dutzend Instrumente auf der Bühne, aber nur drei Musiker: David Helbock beschränkt sich weitgehend auf solche mit Tasten. Dazu die beiden unter anderem am Salzburger Mozarteum ausgebildeten Bläser. Johannes Bär ist fürs Blech zuständig, von Trompete über Bassflügelhorn bis zu hin zu Alphorn und Tuba. Andreas Broger spielt die Holzblasinstrumente: Saxophone, Klarinetten, Flöten.

Für die aktuelle CD, im Mai 2018 beim renommierten Label ACT erschienen, und seine Konzerttournee hat sich David Helbock bei seinen Lieblingsjazzpianisten bedient und deren jeweils bekanntestes Stück originell arrangiert. So erklingen lebendige, groovige neue Versionen von Watermelon Man (Herbie Hancock) oder Bolivia (Cedar Walton), aber auch ruhige, die Seele ansprechende Stücke wie My Song (Keith Jarrett).

Über die Jahre hat sich ein eigenständiger Bandsound entwickelt. Egal, was David Helbock als Ausgangsmaterial wählt, die Band klingt immer wie Random/Control – eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Musik fürs Ohr und Spannendes fürs Auge. Oder wie Roland Spiegel vom Bayerischen Rundfunk formulierte:
“Ich halte diesen Musiker mit dem Strickkäppi für einen der besonders aufregenden des jungen Jazz aus Europa. Wenn David Helbock spielt, erlebt man Neues. Und es ist nie verkopfte Musik – sondern eine, die den Kopf und den Körper mitreißt.“

David Helbock begann im Alter von sechs Jahren Klavier zu spielen. 2005 schloss er ein klassisches Konzertfach-Diplom mit Auszeichnung ab. Seit 2000 nahm Helbock zusätzlich Unterricht beim New Yorker Jazzpianisten Peter Madsen.
Helbock ist seit Beginn seiner Laufbahn außerdem als Komponist aktiv. Zu seinen Werken zählt ein großes „Jahreskompositionsprojekt“, bei dem er ein Jahr lang jeden Tag ein neues Stück schrieb. 2010 ist dieses Werk als „My Personal Realbook“ mit über 600 Seiten Musik erschienen.

2014 trat David Helbock als Solist auf Michael Mantlers CD „The Jazzcomposers Orchestra – Update“ in Erscheinung, die bei ECM Records veröffentlicht wurde.
Helbocks Alben als Leader wurden seit 2010 bis 2015 bei Traumton Records veröffentlicht. Seit Mitte 2016 ist Helbock Exklusivkünstler beim Münchner Plattenlabel ACT Music.

2007 und 2010 war Helbock zweiter Preisträger beim weltweit größten Jazzpiano-Solowettbewerb in Montreux und gewann zusätzlich den Publikumspreis.

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Karten:

Eintritt: Abendkasse 20 € / 18 € (ermäßigt) / 10 € (SchülerInnen)

Mit freundlicher Unterstützung:
Öffentliche Versicherung Braunschweig
Kulturinstitut der Stadt Braunschweig

Interview mit David Helbock

Keine Angst vor großen Klassikern

David Helbocks „Random/Control“ interpretiert Jazz-Piano-Hits neu

Das österreichische Jazztrio „Random/Control“ des Pianisten David Helbock kennt keine Berührungsängste. Volksmusik, Latin, Bebop – alles kann ins Jazz-Idiom überführt werden. Bei ihrem Auftritt am 22. September 2018 im Roten Saal in Braunschweig geht es diesmal multiinstrumental um Jazz-Piano-Klassiker. Klaus Gohlke mailte mit dem Bandleader über seine Bearbeitung von Standards.

Das Konzert ist „Tour d’Horizon „ überschrieben? Was ist damit gemeint?

Es geht um einen Überblick über meinen musikalischen Horizont. So habe ich Kompositionen von jenen Jazzpianisten und Jazzpianistinnen, die mich bis jetzt am meisten geprägt haben, genommen und für diese ganz spezielle Besetzung arrangiert.

Die Jazzfreunde könnten denken oder argwöhnen, dass ihr da einfach nur ein paar Greatest Hits covert. Warum soll man sich diese Klassiker von euch anhören, statt dem Original zu lauschen?

Diese Band „Random/Control“ gibt es mittlerweile seit über 10 Jahren und wir haben in den letzten Jahren einen ganz eigenständigen Bandsound entwickelt. Es ist zwar ein Trio, aber Andreas Broger spielt alle möglichen Holzblasinstrumente von diversen Saxophonen und Klarinetten bis hin zu Flöten und Johannes Bär ist ebenso ein Multiinstrumentalist auf Blechblasinstrumenten vom Alphorn bis hin zur Trompete oder zum Sousaphon. Dadurch sind aber auch für mich als Arrangeur fast unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten denkbar und es entsteht ein ganz eigener Bandsound. Meiner Meinung nach ist dieser Bandsound so was Einzigartiges, dass es fast egal ist, was wir als Ausgangsmaterial nehmen.
Aber schlussendlich klingt es immer nach dieser Band, nach Random/Control.

„Sentimental Mood“ von Ellington, „Watermelon Man“ von Hancock, „My Song“ von Jarrett – hattest du nicht Angst oder Bedenken, dich an solche Klassiker ran zu wagen?

Natürlich hatte ich Bedenken. Mit einem „normalen“ Klaviertrio hätte ich das nie gemacht. Aber mit dieser speziellen Band ist es meiner Meinung nach möglich, auch diese Klassiker, die schon viel zu oft gespielt wurden, von einer neuen Seite zu präsentieren. Ich denke sogar, dass es fürs Publikum sehr spannend ist, alte und bekannte Melodien in so einer neuen und spannenden Besetzung wieder zu entdecken. Auch habe ich als Arrangeur versucht, die Essenz der Stücke zu bewahren, aber doch einen sehr eigenen Weg zu finden, sie zu interpretieren und das fiel mir mit den vielen Kombinationsmöglichkeiten von unterschiedlichen Instrumenten sehr leicht.

Wenn ich eure Instrumentensammlung ansehe, die während des Konzertes zum Einsatz kommt, habe ich den Eindruck, dass das nicht immer sehr ernst zugeht. Täuscht das? Wenn nicht, warum ist dir das wichtig, dem Jazz Humor einzupflanzen?

Es ist sicher wichtig, dass ich bzw. wir auf der Bühne Spaß haben. Sonst könnte ich nicht über 100 Konzerte mit dieser Band spielen. Es ist aber keinesfalls reiner Witz oder Akrobatik, nur um viele Instrumente einzusetzen, sondern das sollte auch musikalisch natürlich Sinn machen. Mir gefällt das Wort „Spielfreude“ besser als Humor. Und ja, es ist mir wichtig, dass wir uns auch gegenseitig immer wieder überraschen, jemand auch mal ein anderes Instrument in die Hand nimmt, als an dieser Stelle ausgemacht und die anderen zwei dadurch wieder darauf reagieren müssen und so jeden Abend doch etwas Neues entsteht.