Drei Tage Neue Musik

25. bis 27. Oktober 2019

Programm

Kompositionen auf Weiß

Freitag, 25. Oktober 2019, 19:30 Uhr
Einführungsvortrag
Dr. Vlady Bystrov: Freie Improvisation

Freitag, 25. Oktober 2019, 20:00 Uhr
Impro-Abend mit Vlady Bystrov (Holzblasinstrumente), Anto Pett (Klavier) und Anne-Liis Poll (Gesang)

Musik am Bauhaus

Samstag, 26. Oktober 2019, 19:30 Uhr
Einführungsvortrag
Dr. Vlady Bystrov: Musik am Bauhaus

Samstag, 26. Oktober 2019, 20:00 Uhr
Adolf Busch: Duo für Viola und Saxofon, Erwin Schulhoff: Hot-Sonate für Altsaxofon und Klavier, Arnold Schönberg: Verklärte Nacht (Arr. f. Ensemble)
Braunschweiger Klangwerkstatt und Ensemble Megaphon: L. Župková, V. Bystrov, H. Krauss, T. Prelevic

Komponistinnenportrait Adriana Hölszky

Sonntag, 27. Oktober 2019, 11:00 Uhr
Quasi una fantasia für Oboe, Snowbirds für Violine und Klavier, Flux Reflux für Saxofon solo, Klangwaben für Violine solo, Hörfenster für Franz Liszt für Klavier solo
Braunschweiger Klangwerkstatt und Ensemble Megaphon: L. Župková, V. Bystrov, H. Krauss, T. Prelevic

Alle Konzerte finden in der Dornse des Altstadtrathaus Braunschweig statt.
Eintritt frei, Spenden erbeten.
Veranstalter: Freunde Neuer Musik Braunschweig e.V. in Kooperation mit dem Louis Spohr Musikzentrum
Programm-Download (PDF 2,5 MB)

Altstadtmarkt 7
38100 Braunschweig

 

VEIN – Symphonic Bop

Roter Saal im Schloss, Schlossplatz 1, 38100 Braunschweig

Michael Arbenz – Piano
Thomas Lähns – Bass
Florian Arbenz – Schlagzeug

BeitragsbildSeit mehr als einem Jahrzehnt gilt das Schweizer Trio VEIN als eines der führenden Klaviertrios Europas. Es bestritt Tourneen in über 40 Ländern, von Kolumbien bis Russland, von Portugal bis Norwegen, von Italien bis Japan, und wurde von Ulrich Olshausen (FAZ) auch schon als ein “Trio von nahezu abgehobener Sonderklasse” bezeichnet. In letzter Zeit beschritt VEIN neue Wege, in dem es sein kammermusikalisches und flexibles Trio-Spiel auch durch grössere Formationen erweiterte.

Da alle drei VEIN-Mitglieder ein klassisches Studium absolvierten, sind auch Einflüsse aus der klassischen Musik hörbar. So zum Beispiel von Ravel (dessen Musik VEIN auf dem letzten Album „VEIN plays RAVEL“ bearbeitete), Debussy, Mahler oder Stravinsky.

VEIN ist nun auch mit der Trioversion des „Symphonic Bop“ – Programms auf Tournee. Hier wird dieses klangliche Universum wieder auf die drei ursprünglichen Instrumente reflektiert. Auf diese Weise vereint sich der flexible und unberechenbare Aspekt von VEIN mit einer maximalen dynamischen Breite und einer Farbenvielfalt, die von großen Formationen inspiriert ist.

Michael Arbenz – Piano

Michael Arbenz, klassisch ausgebildeter Pianist und autodidaktischer Jazzmusiker, verbindet seine Neugierde zum Neuen mit der Erfahrung seiner klassischen Ausbildung. Nach dem Studium am Konservatorium in Basel arbeitete er zum Beispiel mit Pierre Boulez, Heinz Holliger, Jürg Wyttenbach oder dem Schweizer Ensemble Contrechamps.
Bereits als Kind entdeckte Michael die Liebe zum Jazz. Seine eigenständiger Zugang zur Jazz-Tradition und weiterer improvisierter Musik führte zu einem sehr persönlichen Ansatz. Da er das Klavier gerne orchestral einsetzt, sind seine Improvisationen oft sehr vielschichtig und von vielen Einflüssen geprägt. Zu diesen zählen bedeutende Jazzpianisten quer durch die Musikgeschichte aber auch Ideen und Klangfarben der klassischen und zeitgenössischen Musik.

Er spielte mit dem Trio VEIN bei vielen renommierten Konzertveranstaltern und arbeitete zum Beispiel mit Greg Osby, Glenn Ferris, Dave Liebman, Marc Johnson, Wolfgang Puschnig und Andy Sheppard.

Thomas Lähns – Bass

Als gefragter Bassist kombiniert Thomas Lähns die Bogen-Technik eines klassischen Orchestermusikers mit der Spontanität eines Jazz-Bassisten. Er spielte klassische Konzerte mit Grössen wie Heinz Holliger oder Peter Eötvös, u.a. bei den Salzburger Festspielen oder dem Schleswig-Holstein Musik Festival, und bestreitet regelmäßig klassische Soloauftritte in Europa und Südamerika. Ausserdem ist er einer der wenigen Kontrabassisten, die Hans Werner Henzes Konzert für Kontrabass und Orchester aufführten.
Seine ersten musikalischen Schritte machte Thomas auf dem E-Bass, seinen Jugend-Idolen “Iron Maiden” nacheifernd. Als er später zum Kontrabass wechselte, entdeckte er den Jazz, studierte in Basel klassische Musik bei Wolfgang Güttler und Botond Kostyak und nahm an Masterclasses von Mark Dresser teil.
Als Jazzbassist spielt er mehr als 100 Konzerte im Jahr, neben seiner Mitwirkung im Trio VEIN unter anderem mit Christoph Stiefel, Johannes Mössinger und Kolsimcha. Er bezieht sich auf die Tradition von Scott LaFaro, Richard Davis oder Miroslav Vitous, besonders aber auch auf jene der grossen Bogen-Meister Slam Stewart und Major Holley.

Florian Arbenz – Schlagzeug

Florian Arbenz ist einer der vielseitigsten Schlagzeuger Europas. Mit dem Jazz kam er über Musiker wie Kirk Lightsey oder Famadou Don Moye in Berührung und studierte bei Ed Thigpen und Steve Smith. Als klassisch ausgebildeter Perkussionist mit grosser internationaler Orchestererfahrung trat er unter anderem mit Peter Eötvös, György Kurtag und Christoph von Dohnanyi auf. Während seines Studiums verbrachte er sechs Monate am Instituto Superior de Arte in Havanna/ Kuba und so ist sein Spiel von afro-kubanischen Elementen, aber auch von asiatischen Finger-Techniken beeinflusst. Florian ist in aktivem Austausch mit der internationalen Drummer-Szene, folgt den neusten Strömungen des Drumsets und verfeinert seine Spielweise stets mit neuen Innovationen.

Karten:

Eintritt: Abendkasse 20 € / 18 € (ermäßigt) / 10 € (Schüler*innen & Studierende)

Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturinstitut der Stadt Braunschweig

Bildrechte VEIN: Daniel Infanger

Kritik zu VEIN – Symphonic Bop

Hochkomplexe Trioarbeit
Das Schweizer Piano-Trio VEIN spielt reduzierte Bigbandkompositionen und Ravelbearbeitungen im Roten Saal zu Braunschweig

„Symphonic Bop“ war das Konzert des Schweizer Klaviertrios „Vein“ bei der Initiative Jazz Braunschweig betitelt. Was meint „Symphonic“ im Zusammenhang mit einem Jazztrio? Bop ist ja unmittelbar einleuchtend. Nun, es ist eine etwas unglückliche Bezeichnung, die zurückzuführen ist auf das letzte Projekt der Schweizer mit der Norbotten Bigband. Eine Kooperation von Trio und Groß-Ensemble sollte erprobt werden, die die jeweiligen Charakteristika beider Formationen ohne Selbstaufgabe verschmelzen sollte. Schon hier aber war „symphonisch“ irreführend. Es wurde weder symphonische Musik gespielt, noch hat eine Bigband Sinfonieorchester-Stärke.

Was nun am Freitagabend im Roten Saal zu Gehör gebracht wurde, war eine Reduktion dieser Bigband-Arrangements, ein Herunterbrechen auf Kammermusik-Jazz-Ebene. Nicht, dass das nicht geglückt wäre. Im Gegenteil, grundsätzlich gesehen. Nur, dass gewisse Hörerwartungen, die eventuell in Richtung durchschaubaren „Third Stream“ gingen, gleich zu Beginn enttäuscht wurden.

„Vein“ spielte, wenn schon, dann eher Bop, wobei das auch nicht stimmt. Es war eine Mixtur hochkomplexer Trioarbeit, die einerseits eine Aneignung der Jazztradition widerspiegelte, andererseits aber sehr eigenständige Fortentwicklungen des Jazz bot. Ergänzt durch Bearbeitungen von Ravel-Kompositionen, nur für Experten als solche erkennbar, was aber durchaus kein Handicap sein musste.

Der Einstieg mit „Boarding the Beat“ war kein sanftes Hinführen zum Vein-typischen musikalischen Denken, sondern es ging gleich zur Sache. Wohl war da eine thematische Einführung, dann aber ging es zügig in die Durchführung, die sich durch konzentriertes Interplay auszeichnete. Vor allem die Rolle von Thomas Lähns am Kontrabass war spannend zu hören, nämlich einerseits eine rhythmische Grundierung mit und über das Schlagzeug hinaus zu liefern, andererseits die Piano-Exkurse melodisch einzuleiten und zu umspielen. Die Band zeigte sich dynamisch und rhythmisch variantenreich und jazzaffin, wenngleich immer wieder Hinweise auf klassische Musik aufschienen.

Was „Vein“ an diesem Abend aber offenbar auch demonstrieren wollte – oder wollte es nur der Schlagzeuger Florian Arbenz? – war nicht ganz unproblematisch. Dass es nämlich nicht ein typisches Klavier-zentriertes Piano-Trio sein wollte, sondern durchaus andere Akzente zu setzen weiß. Florian Arben, so schien es streckenweise, wollte wohl den kammermusikalisch-klassischen Ansatz mit Jazzrock-Anleihen durchlöchern. Nicht, dass er im Laufe des Abends dynamisch einfallsarm geblieben wäre! Überhaupt nicht. Wunderbar sein Duo mit Lähns etwa, seine Besenarbeit später. Aber er zeigte sich als ungemein kräftiger Gegenpol zum Pianospiel seines Bruders Michael. Sein Können beeindruckte, aber er überlagerte seine beiden Mitspieler mitunter doch sehr. Das konnten das Pianosolo in „Reflections in D“ und die Ravel-Bearbeitung „Mouvement de Menuet“ nur partiell kompensieren.

Die Kompositionen waren komplex, anspielungsreich, keinesfalls flacher Third Stream. Eine sehr eigenständige Tonsprache des Jazz wurde erlebbar, nur die an „Vein“ so gelobte größtmögliche Ausgewogenheit ihres Interplays konnte man an diesem Abend nicht unbedingt erleben.

Klaus Gohlke