Weihnachten und Jazz

Überall ist die Rede von “Konsumterror”, von Weihnachten als “Klimabeschädigungsfest” und was es noch so alles gibt. Mehr sei immer besser, meint Spottify. Nein, seien wir bescheiden mit unseren Weihnachtsvorschlägen.Keine tollen CDs, siehe für so etwas Südd.Zeitung vom 17.12.19 S.10. Oder die einschlägigen Magazine. Nix DVDs oder Bill Frisell-Socken.
Nur eine Empfehlung, nämlich:

Wolfram Knauer: “Play yourself, man!”. Die Geschichte des Jazz in Deutschland. Reckam Hartcover Stuttgart 2019. 528 S. 36 Euro, als E-Book 30,99 Euro.

Es ist ein echtes Sachbuch. Umfassender Ansatz, gründlich im Detail. Nun, die Sprache ist die eines deutschen Sachbuches: dröghaftig, jedoch nicht kompliziert. Aber das nimmt man angesichts der kenntnisreichen Darstellung in Kauf. Das Buch beginnt mit den Spirituals im Kaiserreich und endet im 21. Jhd. Dazwischen 40 Seiten für Jazz in der Weimarer Republik. vor allem über 50 Seiten zum Jazz während der Nazizeit. Das geht weit, weit über die alternative Jugendkultur hinaus mit überraschenden Details zur Indienstnahme des Jazz durch die Nazi-Propaganda.

Besonders erfreulich auch die Würdigung des Jazz in der DDR in zwei Kapiteln, gegliedert in die Zeit bis zum Mauerbau und die bis 1989. Das sind nun alles eher quantitative Hinweise. Wer Genaueres zum Inhalt wissen will, blicke in die Verlagspräsentation des Buches. Garantiert aber ist: Wer das Buch gelesen hat, weiß anschließend mehr. Es ist ein Standardwerk: zum Vor-sich hin-.Lesen, aber auch als Nachschlagewerk zu nutzen, wie Ulrich Stock richtig in der ZEIT vom 21. 11. 19 anmerkt. Ja, es ist teuer. Das geht aber auch nicht anders, weil der Leser*kreis absehbar gegrenzt sein wird und weil es eben ein Sachbuch ist.

So, gut jetzt. Besorgen, unter, vor, am Weihnachtsbaum oder Ersatz lesen. Fertig.

Schöne Weihnachten, gutes 2020 wünscht die Initiative Jazz Braunschweig.

Verantw. Klaus Gohlke